Bereits im Dezember bescherte uns ja das diesjährige Los eine Reise nach Sibirien, damals ins nördliche Novy Urengoy. Diesmal ging es südlicher, in die exakt dreihundert Jahre alte Kohlebergbaustadt Kemerovo. Um ein Gefühl für die Lage zu bekommen, es sind jeweils nur einige hundert Kilometer bis zu den Grenzen von Kasachstan, China und der Mongolei. Waren es nach Novy Urengoy sieben Fans des 7.Mann, waren es diesmal sogar acht Mitglieder unseres Fanclubs, die sich diesen Trip nicht entgehen lassen wollten. Obwohl es für uns um nichts mehr ging, freuten wir uns über dieses exotische Ziel und das letzte CL-Match der diesjährigen Saison. Vorweg sei es gesagt, es war die beste Auswärtsfahrt, die wir jemals nach Russland unternommen haben. Zunächst war aber das Problem einer über zwölf Stunden währenden Anreise, die sechs Stunden Zeitunterschied mit sich brachte. Am Dienstag trafen wir uns um 09:30 Uhr am Flughafen Schönefeld. Check-In, Sicherheits- und Passkontrolle, und dann ging es zur Einstimmung ins Irish Pub. Kurz vor zwölf Uhr hob dann unser Vogel ab nach Moskau. Zweieinhalb Stunden später Landung, dann zur Passkontrolle, folgend das Terminal gewechselt und wieder Security-Check. In einem Restaurant überbrückten wir dann mit Essen und einigen Getränken die vierstündige Wartezeit bis zum Abflug nach Kemerovo. Gute viereinhalb Stunden sollte der Flug dauern, allerdings war der Rückenwind derart stark, dass wir bereits nach 3:40 Stunden landeten. Zu unserer Erleichterung war auch der von uns bestellte Shuttlebus bereits vor Ort. Zwanzig Minuten später waren wir am Hotel, in dem auch die Mannschaft untergebracht war. Das Hotel wurde erst 2017 eröffnet und hat einen sehr hohen Standard, alles vom allerfeinsten und großartiges Personal. Besonders beeindruckt waren wir von einer Flagge, die extra für diesen Anlass angefertigt wurde und vor dem Hotel am Fahnenmast flatterte. Wir konnten auch gleich unsere Zimmer beziehen, anschließend ging es zum Frühstück, wo wir auch unser Team begrüßen konnten. Die große Frage war zunächst für uns, schlafen wir etwas, oder begleiten wir die Mannschaft zum Training. Aber echte Fans überlegen da nicht lange, die zweite Option wurde gezogen. So ging es dann per Bus in die dreitausend Zuschauer fassende Kuzbass-Arena, die einen sehr guten Eindruck machte, und durch eine farbenfrohe Bestuhlung einen freundlichen Charakter vermittelte. Erste Fotos wurden geschossen und natürlich Grüße in die Heimat verschickt. Wieder im Hotel angekommen, wurde zu Mittag gegessen und wieder die Frage, schlafen oder nicht. Diesmal teilte sich die Reisegruppe, während einige doch ganz kurz an der Matratze horchten, bummelten einige durch die nähere Umgebung. Wieder ging es mit der Mannschaft zusammen zur Halle. Wir hatten optimale Plätze am obersten Rand der Arena, genau acht separate Sitzplätze nebeneinander. Wir konnten unseren Reisebanner wirkungsvoll anbringen und beobachten, wie sich die Halle füllte und letztendlich mit 3.000 Zuschauern komplett ausverkauft war. Als unsere Mannschaft zum warm machen einlief, wurde sie sehr herzlich begrüßt, besonders Samuele, der ja von 2011 bis 2013 zwei Jahre für Kuzbass spielte. Bei der Mannschaftsvorstellung dann auch riesigen Applaus für Sergey. Im Ganzen muss man ganz klar sagen, dass es sich bei diesem Spiel generell um ein sehr angenehmes Event handelte. Außer dem in Russland üblichen Pfeifen beim Aufschlag des Gegners, war das Publikum sehr fair und objektiv. Es war auch schön anzusehen, dass es einen echten Fanblock gab, der gute Stimmung verbreitete und mit einigen guten Choreographien aufwartete. Dies hatten wir in Russland noch nie gesehen, eine Fanszene gibt es dort eigentlich gar nicht. Kemerovo bildet da eine großartige Ausnahme.
Amüsant dabei ist die Tatsache, dass auch Kuzbass in orange spielt und wir somit mit den Fans eine farbliche Einheit darstellten. Auch zum Spielverlauf kann man nur feststellen, dass wir sehr zufrieden waren. Ehrlich gesagt, hatten wir eine Abfuhr erwartet, aber unsere Jungs spielten teilweise großartig mit. Leider an der einen oder anderen Stelle wieder mal etwas zu viele Aufschlagfehler, sonst wäre vielleicht ein Sieg drin gewesen. Besonders viel Spaß hatten wir an dem Maskottchen, was bei uns Charly ist, ist dort ein Bär namens Mischa. Der legte in den diversen Pausen eine geile Performance hin, und überbot dabei die parallel aktiven Cheerleader um Längen. Nach dem Spiel dann ganz erfreuliche Kontakte; die Zuschauer wollten unbedingt Bilder mit unseren Spielern, aber auch mit uns. Wir mussten unbedingt in den Kuzbass-Fanblock kommen, und jede Menge Fotos wurden geschossen, und auch einige Schals tauschten den Besitzer. Einige bedankten sich sehr herzlich für das tolle Spiel und auch für unseren Besuch. Mit einem wirklich positiven Eindruck ging es dann zum Abendessen ins Hotel, und selbstverständlich wurden noch einige Hopfenkaltschalen auf das soeben erlebte geleert. Groß versacken konnten wir nicht, denn um 04:30 Uhr Ortszeit wartete schon der Bus zum Flughafen. Der Flug nach Moskau dauerte allerdings diesmal 04:50 Stunden, eine kleine Tortur. Zum Glück war die Maschine nicht ganz so voll, und wir hatten freie Nebenplätze, so dass es einigermaßen erträglich war. In Moskau alles wie gehabt; Passkontrolle, Terminalwechsel und ein kleiner Imbiss im Restaurant. Am Donnerstag gegen Mittag wieder Ankunft in Berlin mit der klaren Gewissheit, dass es ein großartiges Erlebnis war. Schade, dass die Champions League für uns zu Ende ist, aber nun gilt halt auch für uns die absolute Konzentration auf die Meisterschaft.