Die Überschrift verrät ja schon einiges. Die Reise nach Perugia war in der Tat eines der Höhepunkte in unserer Auswärts-Historie. Schon vor dem Hinspiel waren sich viele von uns einig, egal wie das erste Spiel ausgeht, wird werden unser Team in Perugia unterstützen. Viele Faktoren sorgten natürlich dafür, zu diesem Entschluss zu kommen. Zunächst die Tatsache, im Viertelfinale dabei zu sein, dann gegen das vermutlich derzeit beste Team der Welt zu spielen, und nicht zuletzt die wunderschöne Altstadt zu genießen. Für einige unserer „alten Hasen“ war es ja ein Wiedersehen, denn bereits im März 2010 führte uns der Volleyball in die Hauptstadt der Provinz Umbrien. Seinerzeit – damals noch als SCC – bestritten wir das Final Four des Challenge Cups, was mit der Bronzemedaille seinen verdienten Lohn fand. Auch waren wir auf die Atmosphäre in der Halle gespannt, in Italien ist es immer wieder eine Überraschung, wie das Publikum agiert.
Wir, dass waren 14 großartige Fans des 7.Mann, die die Reise antraten. Da es die Alitalia nicht mehr gibt, sind Flüge nach Perugia nur sehr kompliziert machbar. Wir einigten uns dann sehr schnell, bis Rom zu fliegen und von dort mit mehren Leihwagen nach Perugia zu fahren. Hierbei legten wir viel Wert darauf, möglichst viel Zeit vor Ort haben zu können. Deshalb ging es am Dienstag früh (sehr früh!!) zum BER, um von dort über München nach Rom zu fliegen. Dann gute zwei Stunden Fahrt nach Perugia, wo wir gegen 13:00 Uhr das Hotel erreichten. Das Hotel liegt am Stadtrand und war exakt dasselbe, welches wir schon in 2010 bewohnten. Zunächst konnten wir unsere Jungs herzlich begrüßen, die sich gerade auf den Weg zum Training machten. Wir selbst teilten uns in zwei Gruppen, die einen zog es sofort in die Altstadt, die wunderschön hoch oben auf einem Berg liegt. Die anderen bevorzugten zunächst einen Spaziergang zu einem nahen gelegenen Einkaufszentrum, um dort etwas essen und zu bummeln. Am Abend trafen sich dann alle an der Hotelbar, wo wir dafür sorgten, dass die Barkeeper ordentlich zu tun hatten. Aufgrund der sehr frühen Aufstehzeit, waren wir alle doch ziemlich müde, aber tapfer hielten viele von uns aus, um auf Lars zu warten, der separat anreiste. Er kam von einer Dienstreise aus Köln nach Rom und erreichte mit seinem PKW erst kurz nach Mitternacht das Hotel. Das warten war deshalb so wichtig, da wir dann Lars direkt zum Geburtstag gratulieren konnten. Dementsprechend ging es natürlich immer noch nicht ins Bett (grins). Der Mittwoch dann wurde von allen zur Besichtigung der Altstadt genutzt. In unterschiedlichen Gruppen wurde erforscht und besichtigt, aber letztendlich trafen wir uns alle zum Mittagessen in einem kleinen, sehr netten Restaurant. Allerdings wunderten wir uns schon, was es dort alles nicht gab. Bier ist nicht, Cola ist nicht, Tee ist nicht, usw. Aber auch damit können erfahrene Auswärtsfans gut umgehen.
So nach und nach trafen wir uns dann im Hotel, um uns „kampffertig“ zu kleiden. Die vorbestellten Taxen waren ebenfalls pünktlich vor Ort und ab zur Halle. Von Oliver Sotte hatten wir im Vorfeld erfahren, dass wir freien Eintritt haben. Das alleine war schon eine sehr nette Geste. Am Eingang dann wurden wir damit überrascht, dass alle auch freien Zugang zum VIP-Bereich haben. Das hat uns mehr als umgehauen. Der VIP-Raum ist zwar wesentlich kleiner als der in der MSH, aber bei einem Glas Wein und einem hervorragenden Teller mit Schinken, konnten wir schon erste nette Gespräche führen.
In der Halle selbst die nächste Überraschung. Nachdem wir unsere Plätze belegt hatten und unseren Banner angebracht hatten, kam ein Teil des Fanblocks von Perugia zu uns herüber, um uns herzlich zu begrüßen und gemeinsame Fotos zu schießen. Einige Schals wechselten die Besitzer und mit vielen Umarmungen ging die Session zu Ende.
Danach blieb uns eigentlich nur zu staunen. Was die Fans von Perugia in der Halle ablieferten, war großer Sport. Neben vielen tollen Choreographien, war von der ersten bis zur letzten Minute des Spiels Ramba Zamba angesagt. Angetrieben von zwei Frauen mit Megaphonen, wurde ununterbrochen gesungen und angefeuert. Die gesamte Seitentribüne war voll belegt mit leidenschaftlichen Tifosi, die Stimmung war mehr als grandios. Beeindruckend war auch die Performance durch die Trommler, die ein großartiges Spektakel lieferten. Für uns gab es nur ganz wenige Momente, in der wir dann auch mal unser BRV- BRV rufen konnten. Das Ganze hatte auch deshalb sehr beeindruckendes, weil die Fans im Fanblock komplett in einheitlichen Shirts gekleidet waren. Wir vierzehn waren einfach nur geflasht, wie man es heute so schön ausdrückt.
Aber selbstverständlich tat das großartige Spiel unserer Jungs hervorragend dazu bei, dass wir ein großartiges Erlebnis genießen durften. Der haushohe Favorit von Sir Sicoma staunte nicht schlecht, was für ein Gegner dort auf der anderen Seite des Netzes stand. Nachdem wir den ersten Satz gewonnen hatten, stand dann bei Perugia alles was Rang und Namen hatte auf dem Feld. Die Italiener glichen aus, aber trotz der hochkarätigen Besetzung auf italienischer Seite, holte sich unser Team Satz Drei. Wir befanden uns selbstverständlich in einem Freudentaumel, wogegen die Italiener sichtlich nervös wurden. Aber leider konnten unsere Jungs das tolle Level des dritten Satzes nicht mehr halten. Das Spiel ging dann zwar noch 2:3 verloren, aber wir fühlten uns als Sieger. Unsere Leistung wurde dann auch vom Perugia Fanblock gewürdigt. Mit „Berlino – Berlino“-Sprechchören wurden wir gefeiert und verabschiedet. Gänsehaut pur!
Nun hieß es zurück ins Hotel, aber leider waren keine Taxen vor der Halle. Mit den Öffentlichen, keine Chance. Also kurzerhand ans Telefon und die Taxi-Zentrale angerufen, um vier Taxen zu ordern. Die Sprachbarrieren waren viel, viel größer als wir erwarteten, irgendwie funktionierte die Verständigung nicht. Zumindest war das unsere Vermutung. Umso erstaunter waren wir fünf Minuten später, als tatsächlich vier Taxen, wie an einer Perlenschnur aufgezogen, vor die Halle fuhren. Es hatte fast den Eindruck, dass diese Vier irgendwo hinter einer Ecke darauf lauerten, dass sie uns abholen konnten.
Während sich Team und Trainer am Abendbuffet zu schaffen machten, feierten wir das soeben erlebte an der Bar. Mehr als einmal ließen wir die Jungs hochleben. Die Jungs mussten dann nach dem Essen direkt bei uns vorbei, und jeder wurde von uns mit Standing Ovations in die Nacht verabschiedet. Es gibt ja Gerüchte, dass nicht alle gleich ins Bett gegangen sein sollen, aber an diesen Gerüchten beteiligen wir uns selbstverständlich nicht (schmunzel).
Am Donnerstag dann wurde der Vormittag unterschiedlich verbracht, bevor es wieder nach Rom ging. Rückflug diesmal über Brüssel, und so gegen 22:00 Uhr waren wir dann wieder in Berlin gelandet. Alle waren sich einig, bei einem ganz großartigen Ereignis dabei gewesen zu sein.