Wenn ihr heute zu unserem Fanblock schaut, werdet ihr einen Fan des 7. Mann nicht mehr auf seinem Platz sehen, der über Jahrzehnte eine Berliner SCC-Fahne schwenkte. Der Platz von Dirk Mücke bleibt für immer leer. Wir haben einen Fan der ersten Stunde verloren. Er wurde nur 53 Jahre alt.
In den Anfangsjahren der Abteilung Volleyball beim SCC hatten wir noch einen Amateurbereich für Frauen (Bezirksliga) und Männer (Bezirks- und Kreisklasse), die bei den Heimspielen unseres Teams der 1. Bundesliga in der Sporthalle Sömmeringstraße an ihren spielfreien Tagen bei der Organisation unterstützten. Dirk war einer von ihnen und stand anfänglich beim Einlass als Ordner an der Tür. 1994 begann ich als damaliger Geschäftsführer einen Fanclub aufzubauen. Ich sprach Dirk an, der sofort begeistert von der Idee war. Hinter dem Schiedsrichterstuhl formierten wir einige Volleyballfans zu einem Minifanblock. Dirk bastelte dafür eine SCC-Fahne, die er ab diesem Zeitpunkt bei Heimspielen schwenkte. Von da an wurde er im Fanbereich nur noch „Fahnenschwenker“ genannt.
Gerne erinnere ich mich an eine Episode, in der Dirk als Fan seine große Stunde hatte. Als wir 2004 das Finale gegen Friedrichshafen erreichten, war die Meisterschale nach dem vorjährigen Titelgewinn beim SCC. Das erste Spiel am 14. April 2004 verloren wir zuhause gegen den VfB mit 2:3. Dem damaligen Reglement folgend, wurden dann zwei Spiele in Friedrichshafen am 17. und 18.04. 2004 ausgetragen, und die Wahrscheinlichkeit, dass die Meisterschale am Bodensee vergeben wird, war groß. Ich reiste mit der Mannschaft per Flugzeug zum Bodensee. Was machen wir aber mit der Meisterschale, die 35 kg schwer ist? Für das Handgepäck im Flugzeug war sie zu schwer, und sie mit dem Gepäck aufzugeben war mir zu riskant. Da Dirk mit seinem Auto nach Friedrichshafen fahren wollte, bat ich ihn, die Schale mitzunehmen. Ich war heilfroh, als er mit der Schale kurz vor dem ersten Spiel ankam. Der Manager des VfB mahnte mich mehrmals, wo denn die Schale bliebe. Der VfB wollte die Trophäe den Zuschauern präsentieren. Für den zweiten Tag war sogar schon eine Meisterparty geplant. Der SCC wuchs aber an beiden Tagen über sich hinaus. Wir gewannen das erste Spiel am Bodensee mit 3:1 und einen Tag später mit 3:2. Nun musste die Meisterschale wieder nach Berlin transportiert werden. Natürlich erklärte sich unser Fahnenschwenker bereit. Er gestand mir nach der Übergabe in Berlin, dass er sich kaum auf’s Klo getraut hatte, weil er die Schale nicht aus den Augen lassen wollte. Am 24.04.2004 wurden wir dann in Berlin Deutscher Meister. Dirk kam nach dem Spiel mit Tränen in den Augen zu mir und bedankte sich, dass ihm die große Ehre zuteilwurde, die Meisterschale für einige Tage als Fan in seinem Besitz gehabt zu haben.
Dirk, Du wirst uns fehlen. Wir werden Deine Fahne bis zum Ende der Saison aufstellen und hoffen, dass unser Team Dir zum Abschied noch einmal einen Meistertitel schenkt.
Nachruf verfasst von Günter Trotz