Auf ging es zum definitiv letzten Auswärtsspiel der Saison. Nach den ersten beiden Finalspielen lagen wir mit 0:2 hinten, dann die Wende am vergangenen Samstag. Nun musste unbedingt ein weiterer Sieg her, um dann doch noch am kommenden Wochenende die Meisterschale zu verteidigen. Unser Glaube daran war unumstößlich, und so machten sich – obwohl es sich um einen Wochentag handelte – wieder 22 fanatische Fans des 7.Mann auf den Weg nach Neu-Ulm, um unserem Team den Rücken zu stärken. Anreise fast ausschließlich mit der Bahn, ein Protagonist musste aus Zeitgründen das Flugzeug nach Stuttgart nehmen und kam dann von dort per Bahn nach Ulm. Doch die Deutsche Bahn leistete sich mal wieder eine echte Posse, die seinesgleichen sucht. Wir stehen im Hauptbahnhof und warten auf unseren ICE 1093 nach München, der um 10:04 Uhr abfahren sollte. Auf dem genannten Gleis stand bereits der ICE 93 nach Wien. Auf der Anzeigetafel stand unmissverständlich geschrieben, dass der 1093 an den 93 angehangen wird. Wir also stehen dort, wo wir die Einfahrt unseres Zuges erwarten. Es wird 10:04 Uhr, es wird 10:05 Uhr, kein Zug. Plötzlich steht auf der Anzeigetafel „Zug fährt ab“, damit war der ICE nach Wien gemeint.- Wir gucken ratlos, aber irgendjemand winkt wie wild, dass wir in den Zug einsteigen. Gesagt – getan, aber was machen wir nun mit unseren Sitzplätzen. Die Waggons des ICE 93 waren voll besetzt. Kurz entschlossen enterten wir den Speisewagen, der zum Glück noch nicht belegt war. Eine gute Entscheidung, wie wir feststellen mussten. Die zur Rede gestellte Zugleitung zuckte nur mit den Schultern und meinte, dass sie auch nichts wissen würden. Lars berichtete uns dann, dass noch am Bahnhof Südkreuz eine Ansage erfolgte, dass der ICE nach Wien einfahren würde, und der ICE nach München auf dem gegenüberliegenden Gleis. Man wusste also selbst dort noch nicht, dass der Münchner Zug gar nicht fährt. Notgedrungen verbrachten wir also die Fahrt, bis zum Umstieg in Augsburg, im Speisewagen. Mit uns war auch Inga Hoffmann vom Tagesspiegel, was uns sehr freute. Inga schreibt stets interessante, professionelle Berichte über die BR Volleys und hat auch über den 7.Mann bereits einige positive Artikel veröffentlicht.
In Ulm dann angekommen, ging es kurz ins Hotel und dann wieder in die Ulmer Altstadt in das Restaurant Lochmühle, wo wir schon freudig erwartet wurden.
So langsam steigerte sich natürlich die Spannung bei uns und schon bald ging es mit dem Bus zur Arena. Der VfB Friedrichshafen hatte für uns den gesamten Block 1 reserviert, so dass wir uns optimal im Block verteilen konnten und dadurch optisch sehr gut zur Geltung kamen.
Einen ganz herzlichen Dank an den VfB, das war wirklich eine sehr freundschaftliche Geste.
Zu unserem Tross gesellte sich dann noch die gesamte Besatzung der BRV-Geschäftsstelle. Diese kamen mit einem Kleinbus nach Ulm und fuhren auch nach dem Spiel wieder zurück nach Berlin, denn dort wartete logischerweise eine Menge Arbeit auf das Team. Hut ab vor so einem Engagement. Eine großartige Truppe!
Wiederum waren gut 2.000 Zuschauer anwesend, was unter den bekannten Umständen eine tolle Sache für die Häfler darstellt. Der VfB und auch der Fanclub Bluebears hatten sich in Sachen Anfeuerung super vorbereitet und sorgten für gute Stimmung, der wir Paroli bieten mussten.
Gefreut haben wir uns über diverse prominente Besucher in unserem Block. Es besuchte uns unser ehemaliger Zuspieler Patrick Steuerwald, von Insidern nur „Hobbit 3“ genannt. Es folgte Jo Mattner, einer der besten Volleyball-Schiedsrichter der Welt, der diesmal als „fast“ neutraler Beobachter in der Arena war. Letztendlich gesellte sich Florian Vogel in unseren Block. Florian fungierte mehrere Jahre bei den BRV als Teammanager und arbeitet inzwischen bei der Bundeswehr. Lars und Bernd verbindet eine nette Begegebenheit mit Florian, wir sagen nur „Surgut“, mehr wird nicht verraten.
Das Spiel hielt mal wieder alles, was einen Volleyballfan begeistert. Beide Teams agierten auf hohem Niveau und vor allem der Häfler Block bereitete unseren Jungs immer wieder Kopfzerbrechen. Die ersten drei Sätze gingen jeweils mit 26:24 zu Ende, was für eine Dramatik. Dabei müssen wir fairerweise erwähnen, dass der von uns verwandelte Satzball im 2.Satz durchaus auch für den VfB hätte gegeben werden können. Da war das Glück auf unserer Seite.
Für die ein wenig schwächelnden Ruben und Ben, kamen Samu und Marek. Wie sich dann herausstellte, war das eine erfolgreiche Entscheidung von Cedric. Beide fügten sich nicht nur nahtlos ins Spiel ein, sondern stellten definitiv die Wende zum letztendlich dann souveränen Erfolg dar. Samu warf seine ganze Erfahrung in die Waagschale und Marek spielte mit einer erfrischenden Unbekümmertheit, mit der die Häfler einfach nicht mehr klarkamen.
Natürlich grenzenloser Jubel bei uns und bei unseren Jungs. Selbstverständlich ging es nach dem Spiel zum Mannschaftsbus und jeder Spieler musste sich unsere Umarmungen gefallen lassen. Nachdem der Bus mit lautem Fangesang verabschiedet war, zogen wir wieder ins schon bekannte Peach Pit Diner, gegenüber der Arena gelegen. Leider begrüßte man uns dort mit der Nachricht, dass die Küche schon geschlossen war, aber ein geübter Auswärtsfan lässt sich dadurch nicht klein kriegen. Natürlich wurde der Sieg trotzdem ordentlich gefeiert, und der Spruch „Snickers können wir Euch anbieten“ machte noch lange Zeit lachend die Runde. Am nächsten Tag fuhren dann auch wieder die Züge und so erreichten alle, mehr oder weniger pünktlich, das jeweilige Ziel in Berlin.
Nun blicken wir natürlich hoffnungsfroh auf den kommenden Samstag. Unser Motto heißt „die Schale bleibt in Berlin“