Eiskalt erwischt in Sibirien

  • 13. Dezember 2019

Was für eine Fahrt! Von Beginn an war irgendwie der Wurm drin. Wie bereits berichtet, machten sich sechs wackere Fans des 7.Mann auf die lange Reise ins nördliche Sibirien. Erfreut hat uns zumindest die Anzeige in der Wetter-App, dass es am Mittwoch, also dem Spieltag, nicht so kalt sein soll. Die App meldete uns nur Minus zwei Grad, was wir dann auch bestätigen dürfen. Einige Tage davor, und dann wohl auch einige Tage danach, waren Temperaturen zwischen Minus 20 bis Minus 28 Grad angezeigt. Der Beginn unserer „Pleiten, Pech und Pannen“ machte ein Anruf von Oliver Sotte aus Sibirien an Bernd Paul. Der Koffer von Nicolas Le Goff war nicht mit in Novy Urengoy angekommen. Also Bernd unterbrach seine Fahrt zum Flughafen Schönefeld und fuhr erstmal zur Geschäftsstelle, um dort Ersatztrikots und -hosen abzuholen. Hier dann die schockierende Nachricht, dass sich Ben Patch schwer verletzt hatte und den Flug nach Novy Urengoy erst gar nicht angetreten hat. Anschließend ging es mit Matze Albrecht in die Wohnung von Nicolas, um von dort noch Originalkleidung und zwei Paar Schuhe mit zu nehmen. Die Kleidung passte noch in Bernd´s Koffer, die Schuhe (wie man sich sicherlich denken, nicht klein) aber nicht. In Schönefeld angekommen, vergaß Bernd sein 7.Mann-Käppi im Auto, was er aber leider erst in Moskau bemerkte. Bernd ohne sein Käppi – kaum vorstellbar.  Dann wurden die Schuhe von Nicolas verteilt; Lars quetschte ein ganzes Paar in seinen Koffer, Silvana brachte dann wenigstens einen Schuh unter, und Gerlind den zweiten. Also einchecken, Sicherheitskontrolle und ein Einstimmungsgetränk im Irish Pub.

Pünktlich ging es los nach Moskau. Dort Passkontrolle, Wechsel des Terminals, und Einkehr in ein Restaurant, denn schließlich wollten wir nicht hungrig den Weg nach Sibirien antreten. Das Lokal erwies sich als sehr gut, und zur weiteren Einstimmung setzte Bernd seinen Charly in die Mitte des Tisches. Einige werden es jetzt schon ahnen, was kommt. Um 02:30 Uhr ging dann der Weiterflug auch pünktlich los. Als der Vogel dann in den Nachthimmel stieg, bemerkte Bernd seinen Verlust, der arme Charly saß wahrscheinlich noch auf dem Tisch des Restaurants. Also Käppi nicht dabei, Charly weg, das waren schlechte Vorzeichen. In Novy Urengoy dann morgens 08:00 Uhr Ortszeit gelandet und zum Gepäckband. Was kam da aus der Ladeluke heraus? Richtig – Le Goff´s Koffer. Dieser blieb wohl am Vortag in Moskau liegen und war nun auf der einzigen Tagesverbindung dabei. Thomas nahm sich des Koffers an, aber leider – in Russland nicht unüblich – wurden die Gepäckanhänger mit den Gepäckabschnitten verglichen, und dieser fehlte uns natürlich. Deshalb verweigerte man uns zunächst den Ausgang, alle Hinweise auf unsere Vereinsembleme nutzten nichts. Etwas hektisch wurde eine Vorgesetzte gerufen, die dann ein Riesenformular holte, augenscheinlich die Verlustmeldung des Vortags. Nach einigen Diskussionen und Erklärungen, konnte wir dann passieren. Nun schauten wir nach unserem bestellten Shuttlebus, leider nichts zu sehen. Was nun tun? Also Oliver im Hotel angerufen, der ging aber zunächst nicht ran. Etwas später dann Erfolg, wir baten Oliver um Nachfrage an der Rezeption. Dann Rückruf, der Bus müsste gleich kommen, was er dann in der Tat auch machte. Also rein und ab ins Hotel. Dort angekommen, war die Mannschaft gerade beim Frühstück, wo wir uns dazu gesellten. Die Jungs machten natürlich riesige Augen, als wir sechs auftauchten. Nach kurzem Frühstück, was normale Mitteleuropäer allerdings nicht zu Beifallsstürmen hinreißt, wurde kurz diskutiert, ob man sich schlafen legen würde, denn nach insgesamt fast zwölf Stunden Reisezeit und vier Stunden Zeitunterschied, ist man alles andere als fit. Oder aber begleiten wir das Team zum Training, wofür wir uns dann letztendlich doch entschieden. Auf dem Weg zur Halle hatten wir einen angenehmen Eindruck von der Stadt, die auch noch gar nicht so lange existent ist, und deshalb noch anschauend wirkt. Auch die Halle machte einen ordentlichen Eindruck, etwas spartanisch, nicht sehr groß (ca. 2.000 Zuschauer), aber ansehnlich. Erfreut konnten wir unseren ehemaligen Libero Erik Shoji begrüßen, der inzwischen dort seine Zelte aufgeschlagen hat. Er berichtete uns von diversen Problemen, die das Leben dort mit sich bringt, fühlt sich aber nicht wirklich unwohl. Aber hier nun das nächste Problem, was allerdings Bernd betraf. Er plagte sich bereits seit zwei Tagen mit Rückenproblemen, die sich nun akut verschlechterten. Physio Basti Riekehr versorgte ihn mit entsprechenden Schmerz- und Muskelpräparaten, aber kurzfristig gab es keine wirkliche Besserung. Zunächst aber Rückkehr zum Hotel und dann den Schlaf nachgeholt. Alle waren dann pünktlich zur Abfahrt zum Spiel am Bus, jedoch fehlte Bernd. Seine Rückenschmerzen waren derart extrem, dass er passen musste und ganz schweren Herzens auf die Teilnahme am Spiel verzichtete. Per Handy, im Bett liegend, verfolgte er das Spiel, während sich die anderen fünf ordentlich ins Zeug legten. Aber wie das Spiel dann verlief, ist ja jedem bekannt. Lars musste dann leider am späten Abend noch diverse geschäftliche Telefonate führen, die weiteren vier tapferen 7.Männer gingen in ein nahe gelegenes Steakhouse, welches sehr positiv bewertet wurde. Am nächsten Morgen dann um 06:50 Uhr Abfahrt zum Flughafen, vorher aber noch das nicht sehr anspruchsvolle Frühstück genoßen. Bernd konnte sich nun, dank der Hilfe des Physios, zum Glück wieder einigermaßen bewegen. Wieder eine pünktliche Landung in Moskau, wo wir dann noch gute drei Stunden mit unseren Jungs verbringen konnten, bevor uns unsere Wege trennten. Wir sechs dann weiter nach Hause, die Mannschaft flog nach München, um von dort per Bus die Reise nach Friedrichshafen anzutreten. Denn am Samstag steht ja das nächste Spiel an, wo es dann um Bundesliga-Punkte gegen den VfB geht. Drücken wir unseren Jungs alle Daumen, dass sie die Reisestrapazen gut überstanden haben. Auch wenn vieles unglücklich verlief, waren wir uns einig, dass es trotzdem eine aufregende und natürlich exotische Auswärtsfahrt war. Letztendlich denken wir schon ein ganz klein wenig an das nächste Sibirienabenteuer, wenn es heißt: „Auf nach Kemerovo“.