Erfolgreicher Trip in die Türkei
Geplant war die Reise nach Izmir ja bereits seit längerer Zeit. Je näher jedoch der Termin rückte, umso mehr wuchs bei uns doch etwas der eine oder andere Zweifel heran. Sportlich gesehen war, nach dem sehr unglücklichen Aus in der Champions League, ein wenig die Luft raus, obwohl die Qualifikation für den CEV-Cup doch noch einen Reiz ausübte. Aber auch die letzten Vorkommnisse in der Türkei nährten bei uns so einige Bedenken. Letztendlich waren wir fünf, die die Reise geplant hatten, uns dann doch einig, unsere Jungs nach Izmir zu begleiten. Wie schon bereits bei anderen Gelegenheiten, haben wir auch diesmal einen weiteren Tag Reisedauer eingeplant, um uns auch etwas „Kultur“, sprich Stadtbesichtigung zu gönnen.
Dienstag früh ging es also in Tegel los, zunächst Flug bis Istanbul, dann ein schier endloser Marsch zum Inlandsterminal, und ein kurzer Weiterflug nach Izmir. Positiv zu vermerken ist, dass Turkish Airlines, und dass bezieht sich auf alle Flüge, einen wirklich sehr guten Service an Bord bietet. Kleine Überraschung jedoch in Izmir; unser Koffer kam nicht mit dem sonstigen Gepäck aufs Gepäckband, sondern dieser kam in einem separaten Bereich an, da es sich bei unserem Koffer um internationales Gepäck handelte. Also wieder ein langer Marsch, uns erwartete eine menschenleere Halle, denn unser Koffer war der einzige, den das Gepäckband ausspuckte. Die anderen drei Mitstreiter hatten lediglich Handgepäck dabei, so mussten sich Astrid und ich natürlich einige seltsame Bemerkungen gefallen lassen. Niemand interessierte sich für
unseren Koffer, also blieb uns der Sinn der Koffertrennung verschlossen. Weiterer Nachteil der Aktion war, dass wir nunwieder, um den S-Bahnhof zu erreichen, wieder das gesamte Terminal zurück laufen mussten. Auf eine Fahrt mit Taxi verzichteten wir ausdrücklich aufgrund der Tatsachen, dass wir a) zu fünft waren, und somit zwei Taxen benötigt hätten, b) der Flughafen ziemlich weit südlich der Stadt liegt, und wir quer durch die gesamte Innenstadt bis zum Hotel hätten fahren müssen, und c) auch unser kleiner Reiseführer darauf hinwies, dass die Preiskalkulation türkischer Taxifahrer etwas gewöhnungsbedürftig sei (was wir am nächsten Tag auch bestätigt bekamen). Weiterhin erschwerend kommt hinzu, dass man sich, wenn man des türkischen nicht mächtig ist, nur sehr schwer bzw. gar nicht verständigen kann. Von wenigen
Ausnahmen abgesehen, kommt man weder mit englisch, noch mit deutsch weiter.
Am S-Bahnhof angekommen, wurden wir mit den erwähnten Sprachproblemen konfrontiert. Aber trotzdem war es nicht schwer herauszufinden, dass die Bahn vom Flughafen direkt bis zu unserem Zielbahnhof fuhr. Nun mussten wir aber erst mühsam erfahren, dass man in Izmir nicht einen einfachen Fahrschein kaufen kann, sondern man erwirbt eine Art Geldkarte, die an Automaten dann immer wieder aufgefüllt wird. Wenn man das System durchblickt hat, ist es eigentlich eine geniale Sache. Erfreulich war auch der Preis, auf allen Verkehrsmitteln gilt ein Einheitstarif von 2,40 türkische Lira (ca. 75 Cent), also
insofern schon eine optimale Alternative zur oben erwähnten Taxifahrt.
Eine gute halbe Stunde und wir waren am Zielort Aslancak, von dort knapp zehn Minuten Fußweg zum Hotel. Das Volley-Hotel ist anscheinend auf Sportgruppen spezialisiert, und direkt mit der Volleyball-Halle verbunden, idealer geht es nicht. Von einigen Zimmern hat man einen direkten Blick in die Halle, dies blieb uns aber leider nicht vergönnt. Nach Check-In eine herzliche Begrüßung mit dem Team, welches sich gerade zum Nachmittagskaffee traf. Schon bald ging es in die Halle, und wir bezogen einen optimalen Platz hinter der Spielfläche. Unser Banner installiert und Erinnerungsfotos schießen, waren dann die
unmittelbaren weiteren Aktivitäten. Etwas überrascht waren wir dann über die geringe Zuschauerzahl, offiziell sollen es 550 Besucher gewesen sein, aber selbst diese Zahl bezweifeln wir etwas. Beeindruckend war jedoch der kleine Fanclub von Arkas, der mit einer Kapelle glänzte, die während des gesamten Matchs für eine nette Stimmung sorgte. Auffallend war jedoch die übermäßige Präsenz von Polizei, was anhand der geringen Zuschauerzahl absurd erschien. Auch einige wenige Reihen hinter uns residierten sechs Polizisten, obwohl wir im gesamten Block alleine waren. Ob dies nur Zufall war, oder ob man
tatsächlich Befürchtungen hatte, dass wir fünf Hansel dort für Randale sorgen würden, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Jedoch setzten wir uns, so glaube ich, doch ganz gut in Szene, trotz der „Übermacht“ der besagten Kapelle. Wie wir uns dann später bei Laola-TV auch überzeugen konnten, waren wir ziemlich oft im Bild, gut zu hören, und wurden vom englischsprachigen Kommentator auch des Öfteren erwähnt. Letztendlich bestätigten uns auch die Jungs, dass unsere Unterstützung sehr hilfreich war. Also können wir vermelden: Fanclub-Aufrag erfüllt!
Zunächst ging es aber mit einem Schock los. Bei uns lief nichts, beim Gegner lief alles. Der erste Satz kam einer Demütigung gleich, eine Satzniederlage zu 8 – nein, das habe ich in meinen fünfzehn Fanjahren noch nicht erleben müssen. Die allerschlimmsten Befürchtungen krochen in uns hoch, was sollte das noch werden? Aber wie sich die Jungs zurück kämpften und das Spiel drehten, dass wiederum war mehr als imponierend. Dementsprechend flippten wir natürlich aus, meine Kehle hatte noch am nächsten Tag lange mit der Regeneration zu tun. Natürlich waren wir fünf uns absolut einig, diese Reise hatte sich wieder mal gelohnt.
Das gemeinsame Abendessen mit der Mannschaft war dann dementsprechend locker und fröhlich. Dann hieß es aber schon Abschied nehmen, denn unser Team wurde bereits am nächsten Morgen um 06:30 Uhr abgeholt, also zu einer Zeit, wo wir ganz sicher noch nicht in der Hotelhalle anwesend sein wollten.
Der Mittwoch stand dann bei uns ganz unter dem Zeichen Stadtbesichtigung. Fast nichts ließen wir aus, was uns der Reiseführer als sehenswert beschrieb. Besonders interessant war der Bummel durch den riesigen Altstadt-Basar, mit der angenehmen Tatsache verbunden, dass man nicht permanent in die Läden gezogen wurde, wie man es von vielen Orten in dieser Region her kennt. Nur ab und an wurden wir auf einen Tee eingeladen, verbunden mit der Überreichung einer kleinen Visitenkarte, die unmissverständlich darauf hinwies, dass man mit dem Inhaber oder Mitarbeiter eines Ledergeschäfts zu tun hatte. Die nette
Aussage „nur gucken, nichts kaufen“ entwickelte sich dann bei uns zum geflügelten Wort. Ein diskreter Hinweis jedoch unsererseits, dass wir auch in der Tat nichts kaufen wollten, beendeten diese Kurzgespräche erfreulicherweise auch stets unmittelbar.
Ein schöner Tag endete dann mit einem netten Abendessen im Hotel. Am folgenden Tag dann wieder der beschriebene Weg zurück zum Flughafen, dort die letzten türkischen Lira ausgegeben, und wieder kurzer Flug nach Istanbul. Begleitet wurde unsere Rückreise aber natürlich von der bangen Frage, gegen wen führt uns das Los bei der anstehenden Auslosung. Ständig hieß es: „bloß nicht Surgut, bloß nicht Surgut“, Wunschlos waren die Finnen. Dann bei der Zwischenlandung in Istanbul die Gewissheit, nicht Surgut,
sondern Sastamala. Wiederum ein langer Weg auf dem Istanbuler Flughafen zu unserem Anschlussflug, pünktlich ging es dann Richtung Tegel. Und selbstverständlich wurden schon die ersten Reisepläne geschmiedet. Wie und wann nach Finnland?
Na ja – selbstverständlich bekommen wir das auch wieder hin.
Bernd Paul