16.12.2015 Dupnitsa

  • 16. Dezember 2015

Dupnitsa – eine Reise in die Vergangenheit

Vier wackere Streiter des 7.Mann machten sich auf den Weg in die bulgarische Kleinstadt. Super einfach der Flug, mit Bulgarian Air (guter Service !) in zwei Stunden direkt von Tegel bis Sofia. Unseren ursprünglichen Plan, ein Auto zu mieten, hatten wir im Vorfeld wieder aufgegeben, denn das Hotel bot uns nach Anfrage ein Transfer für 50,00 € pro Strecke an. In Anbetracht unserer Reisezeiten und der Fahrzeit, von immerhin 70 Minuten bis Dupnitsa, erwies sich dies als sehr gute Entscheidung, zumal es sich um einen modernen Kleinbus handelte, und der Fahrer relativ gut deutsch sprach.

Bereits auf der Hinfahrt, an den südlichen Außenbezirken von Sofia entlang, wurden wir mit der sozialistischen Vergangenheit konfrontiert; kaputte Straßen, Häuser in teilweise jämmerlichen Zustand, und jede Menge unvollendete Bauwerke. Das gleiche Bild dann in Dupnitsa, hier spürte man, dass man ganz einfach in der bulgarischen Provinz war. Das Problem im Hotel bestand darin, dass außer der Empfangschefin niemand Englisch sprach, von Deutsch ganz zu schweigen. Irgendwie fanden wir das durchaus erklärbar, denn in dieses kleine Nest verirrt sich kaum ein Tourist. An der kleinen Bar wussten wir uns gut zu helfen, „Bier“ versteht jeder, der Rest machten dann Mimik und Gestik. Aber im Restaurant
war das schon schwieriger, hier mussten die Zeigefinger unseren Essenswunsch durch antippen in der kyrillischen Speisekarte übermitteln. Das Personal war zwar komplett freundlich und bemüht, aber irgendwie mussten anscheinend die Zeigefinger andere Wege gegangen sein, denn die teilweise freudig oder zerknirschte Kenntnisnahme der heran getragenen Speisen, wichen von unseren eigenen Vorstellungen dann teilweise ab. Und auch die Reihenfolge bzw. zeitlichen Unterschiede im
Servierrhythmus, rangen uns diverse Lächeleinheiten ab. Aber dies alles kann ja einen gestandenen Volleyball-Fan nicht vom Hocker hauen. Ein wenig gefrustet waren Fuchsi und ich eigentlich durch die Tatsache, dass es kein Bier vom Fass gab, alles nur in Flaschen. Die beiden anderen tangierte dies nicht, die tranken ja Cola oder Mixgetränke, also alles undeutsches Zeug.

Angenehm war aber der kurze Fußweg zur Halle, über den Hotel-Vorplatz, eine Straße überquert, und man stand vorm Eingang. Die Halle ist neueren Datums, aber mit einem Fassungsvermögen von etwas mehr als tausend Plätzen nicht besonders groß. Unseren Banner angebracht, und dann ab zum Getränkestand, so dachten wir. Aber leider ein ähnliches Bild, wie wir es schon aus Ljubljana und Budva kannten, in der Halle gab es diesbezüglich nichts. Keine Getränke, keine Snacks – gar nichts! Nun ist man ja als weitgereister Fan einfallsreich, direkt vor der Halle gab es einen Kiosk, ich also hin, zweimal undeutsches Zeug bestellt, und zwei „schöne“ Flaschen Pils für Fuchsi und mich. Die Flaschen hatten eine merkwürdige Füllgröße, so ca. 0,65 Liter, aber das sollte ja dann durchaus für eine Weile Durst ausreichend sein. Dann aber das nächste Problem, der Sicherheitsdienst ließ mich nicht zurück in die Halle, dass alkoholfreie durfte in die Halle, aber nicht die beiden Biere. Die grinsende Mausi trug das undeutsche Zeug in die Halle und schickte mir dann Fuchsi raus, wir mussten dann im Eiltempo unsere vernünftigen Getränke am Eingang durch die Kehle jagen. Aber auch das kann uns nicht aus der Ruhe bringen.

Das Spiel verlief ja dann zum Glück in geregelten Bahnen, lediglich der dritte Satz bereitete unseren Jungs ein wenig Probleme, aber auch den packten sie dann in trockene Tücher. Wir vier haben uns, denke ich, ganz gut in Szene gesetzt. Allerdings muss ich betonen, dass ich selten ein solch fachunkundiges und unfaires Publikum erlebt habe. Das bei den Aufschlägen des Gegners gepfiffen wird, ist ja nicht unbedingt etwas neues, aber das sogar gepfiffen wurde, während wir in Ballbesitz waren, das ist für mich
ein Novum. Mit zunehmendem Verlauf des Spiels, wurden viele Entscheidungen der Schiedsrichter mit Beschimpfungen quittiert, mochten sie auch noch so eindeutig richtig gewesen sein.

Nach dem Spiel, kurzes abklatschen mit der Mannschaft, zurück ins Hotel, und noch schnell etwas zu essen geordert, und auf den Sieg kurz angestoßen. Ungewohnt schnell sind wir dann ins Bett, denn um 03:00 Uhr klingelte der Wecker. Um 03:30 Uhr fuhren wir mit unserem Transferbus zum Flughafen, wo um 05:45 schon der Vogel nach Berlin abhob. Die Ankunft um 07:00 Uhr in Berlin hatte natürlich schon etwas Vorteilhaftes.

Abschließend soll noch ein angenehmer Aspekt erwähnt sein, und das sind die Preise vor Ort, die den Geldbeutel extrem schwach belasten. Das erwähnte Bier vom Kiosk an der Halle 2 Lew, das sind etwa 1 Euro, Essen im Hotel ca. 5 bis 8 Euro. Ich hatte als einziger von uns Geld aus dem Automaten geholt, 300 Lew (also ca. 150 Euro). Dies genügte, um alle Zimmer zu bezahlen, sämtliches Essen und Getränke im Hotel zu begleichen, und letztendlich noch für ein Brötchen am Flughafen in Sofia.

Also sollte uns das Los mal wieder nach Bulgarien verschlagen, dann sind wir wieder dabei.
Bernd P.